Art Brussels: Spielwiese der Galeriemodelle

Art Magazine
Stefan Kobel for Art Magazine 
 

Kunstmessen haben mehrere Dauerbaustellen. Eine davon heißt Social Media, eine andere Messemüdigkeit, eine weitere Strukturwandel. Im globalen Aufmerksamkeitswettbewerb müssen die kleineren Marktteilnehmer ständig auf Draht sein, um den Anschluss nicht zu verpassen und im Gespräch zu bleiben.

Bei der Art Brussels ist man sich all dieser Herausforderungen bewusst. Für Direktorin Anne Vierstraete bedeutet das Internet Fluch und Segen zugleich: "Durch die digitalen Informationskanäle gibt es weniger Spannung als früher. Alle Galerien nutzen elektronische Medien, das erzeugt natürlich eine visuelle Überfütterung. Andererseits hilft das den Galerien, ihre Reichweite zu erhöhen. Die Kommunikation im Vorfeld ist aber letztlich der Messe zuzurechnen." Denn einen Anlass braucht jede Kundenansprache, und ein Event erzeugt auch immer eine gewisse Dringlichkeit.

 

Doch nicht nur virtuell ist die Konkurrenz groß. Gerade im April drängeln sich die Veranstaltungen, die zudem alle das Osterwochenende vermeiden wollen: Art Cologne, Gallery Weekend Berlin, Miart, Art Monte Carlo und eben Art Brussels, um nur die wichtigsten zu nennen. Eine Sorge weniger hat die Vierstraete jedenfalls: Der 2016 gestartete Brüsseler Ableger der Independent New York hat sich in den November verzogen; das nimmt ein wenig Druck vom Marktplatz: "Natürlich trägt es zum Vibe bei, wenn man einen zweiten Player hat", so Vierstraete. "Aber der Marktplatz bleibt ja der gleiche, und solange dieser neue Player keine neuen Kunden bringt, entsteht eine Konkurrenzsituation." 

 

Den Strukturwandel, der das klassische Galeriemodell in Frage stellt - und damit auch den Vertriebskanal Kunstmesse - geht die Messe in diesem Jahr aktiv an. von den 157 Ausstellern hat die Messeleitung neun selbst eingeladen. Einziges Kriterium war, dass sie noch nie an der Messe teilgenommen haben - und in irgendeiner Form vom klassischen Galeriemodell abweichen. Dazu gehören kooperative Projekte wie der Zusammenschluss von LambdaLambdaLambda aus Tirana, Lulu aus Mexiko Stadt, Misako&Rosen aus Tokio sowie Park View/Paul Soto aus Los Angeles als La Maison de Rendez-Vous in Brüssel oder Paid by the Artist, die als Projektgalerie eines Antwerpener Ex-Galeristen und eines Künstlers lediglich für die Laufzeit der Messe existiert und vom Galeristen im Mai schon wieder von der nächsten Galerie abgelöst wird, die wiederum nur für die Dauer einer Ausstellung existieren wird.

 

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25.4.2019